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Digitalisierungsminister von SH: north.io's Software treibt den digitalen Wandel im Norden voran

Digitalisierungsminister von SH: north.io's Software treibt den digitalen Wandel im Norden voran

Felde. In Schleswig-Holstein (SH) liegen noch tausende Bomben im Boden. Denn im Zweiten Weltkrieg werfen die Alliierten über Deutschland allein über zwei Millionen Tonnen Sprengmittel ab. Nach aktuellen Schätzungen (Stand 2022) liegen bundesweit noch bis zu 300.000 Tonnen nicht explodierte Munition im Boden – umgangssprachlich auch Blindgänger genannt. Das ist zur Verdeutlichung umgerechnet das Gewicht von ca. 200.000 VW Golf-Autos. Diese benötigten wiederum einen Parkplatz in der Größe von ca. 210 Fußballfeldern.

Riesige Datenmengen aus Archiven

Etwa 84.000 fotographische Aufnahmen aus der Luft sind für den Kampfmittelräumdienst in Schleswig-Holstein heute das primäre Hilfsmittel bei der Suche nach gefährlichen Altlasten.Etwa 84.000 fotographische Aufnahmen aus der Luft sind für den Kampfmittelräumdienst in Schleswig-Holstein heute das primäre Hilfsmittel bei der Suche nach diesen gefährlichen Altlasten, zeigen sie doch Bombenkrater und Einschlagslöcher, die auf ein UXO (Unexploded Ordnance) hinweisen, wie diese nichtexplodierten Kriegsrelikte im Fachjargon der Spezialisten heißen.

Dazu geben Dokumente aus Archiven aus Deutschland, den USA und Großbritannien weitere Hinweise zu möglichen Fundorten: Beispielsweise Schadenspläne, historische Fotographien, Zeitungsberichte, Fachliteratur und Luftschutz-Polizeimeldungen, die die Auswerter als „Sekundärquellen“ gerne verwenden.

Wegfall von Bürokratie durch Digitalisierung der Prozesse

Aufgrund der latenten Gefahr im Boden ist die Luftbildauswertung heute ein wichtiger Routineschritt bei vielen Bauvorhaben im Land. Während die Entschärfungskosten noch vom Staat bezahlt werden, ist die Suche per Metalldetektor oder Luftaufnahmen für die betroffenen Bauträger kostenpflichtig. Jeder Bauherr hat daher ein Interesse daran, dass diese Kosten möglichst gering bleiben und sich der Verwaltungsaufwand in einem zeitlichen Rahmen hält. Denn er muss - per Gesetz festgelegt - die Luftbildauswertung des Landes, im Falle einer Baufläche in einer mit Kampfmitteln belasteten Gemeinde, beauftragen.

Eine schnelle Antragsbearbeitung war in Schleswig-Holstein aber nicht immer selbstverständlich. „Wir hatten im Jahr 2021 fast 10.000 Anfragen“, sagt Johannes Schliecker.

Mit Hilfe der KIS-Software ist der Prozess im Kampfmittelräumdienst insgesamt effizienter und schlanker geworden.Der Geograph arbeitet seit 2019 in Felde und ist einer von 14 Luftbildauswerter -innen und Luftbildaus -wertern des Kampfmittel- räumdienstes SH. „Damals lag die Bearbeitungszeit noch bei 30 Wochen“, erläutert er. Das habe zu Klagen aus der Bevölkerung und Wirtschaft geführt, gerade weil sich wichtige infrastrukturelle Projekte, wie etwa der Bau von Kindergärten, die Erschließung von Gewerbegebieten oder auch Flüchtlingsheimen durch zu viel Bürokratie verzögert hätten. Heute seien es hingegen nur noch eine Woche, erklärt Schliecker mit einem Lächeln. Dabei hätten zusätzliche Stellen geholfen. Woran das aber auch liege, verdeutlicht er mittels einer 3D-Brille und neuen IT-Anwendungen für seine Behörde. Durch diese neuen Tools sei das Verfahren heute insgesamt effizienter und schlanker geworden.

„Wir haben mittlerweile fast jedes bekannte Archivgut seit 1945 digitalisiert und können die Informationen in unserem Kampfmittelinformationssystem (KIS) abrufen“,

sagt Schliecker. Das ist in Deutschland einzigartig.

              Bedienoberfläche des Kampfmittelinformationssystem:  Macht alle Daten an einem Ort verfügbar

                      Bedienoberfläche des Kampfmittelinformationssystem:  Macht alle Daten an einem Ort verfügbar 

Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Behörde und north.io

Auch wenn heute im Kampfmittelräumdienst-SH hochqualifizierte Geographen, Geophysiker und Geowissenschaftler arbeiten, die Entwicklung und kontinuierliche Verbesserung und Betreuung des Kampfmittelinformationssystems obliegt seit 2015 dem Kieler Unternehmen north.io. Einmal in der Woche pendelt dazu Philipp Ackermann mit seinem E-Auto vom Wissenschaftspark in Kiel, wo der Bürokomplex der Geodaten-Software-Experten steht, in ein Waldstück nach Felde nahe Kiel, um vor Ort die Kampfmittelexperten bei der Nutzung vom KIS zu unterstützen. Bei technischen Herausforderungen steht er zudem kurzfristig beratend zur Seite und optimiert die Plattform in Zusammenarbeit mit dem Kampfmittelräumdienst-SH.

„Der direkte Kundenkontakt schafft Vertrauen und wir verstehen uns mittlerweile als ein Team, das Hand in Hand das System weiterbringt“,

sagt Ackermann.

Immer für seine Kunden da: Philipp Ackermann betreut den Kampfmittelräumdienst SH

Immer für seine Kunden da: Philipp Ackermann betreut den Kampfmittelräumdienst SH

Zudem seien ständig eigene Werkstudenten von north.io - zumeist Geographie-Studentinnen und -Studenten - damit beschäftigt, zahllose Luftbilder und weitere historische Dokumente in akribischer Arbeit am PC zu digitalisieren, zu verorten und für die 3D-Ansicht zu bearbeiten. „Dafür fallen pro Woche ca. 100-120 Arbeitsstunden bei uns an“, erklärt Ackermann.

Die 3-D Brille erlaubt es, die referenzierten Kriegsluftbilder so zu sichten, dass sich Bombenkrater & Treffer plastisch abzeichnen. Keine langweilige Arbeit: Die north.io Werkstudenten Anton & Linus demonstrieren den Einsatz der 3D-Brille. Diese erlaubt es, die referenzierten Kriegsluftbilder so zu sichten, dass sich Bombenkrater & Treffer plastisch abzeichnen.

Keine langweilige Arbeit: Die north.io Werkstudenten Anton & Linus demonstrieren den Einsatz der 3D-Brille. Diese erlaubt es, die referenzierten Kriegsluftbilder so zu sichten, dass sich Bombenkrater & Treffer plastisch abzeichnen.

 

Ein System für alle Abläufe

„Wir haben 2015 damit begonnen, ein komplett neues webbasiertes System für das gesamte Management beim Kampfmittelräumdienst-SH aufzubauen – eines der modernsten IT-Projekte, die wir derzeit in SH haben“,

betont auch Jann Wendt, CEO von north.io. Das wolle man gerne fortsetzen und die gute Zusammenarbeit sei darüber hinaus eine Blaupause für weitere Projekte, wie etwa die Erfassung der Munitionsaltasten im Meer oder der Schutz von kritischer Offshore-Infrastruktur, die auch von einer Zentralisierung riesiger Datenmengen abhängig seien.

 

north.io in weiteren maritimen Altlasten-Forschungsprojekten

Nicht nur das KIS ist von north.io entwickelt worden, das Kieler Unternehmen entwickelte bereits im Jahr 2018 im internationalen DAIMON-Projekt eine Künstliche Intelligenz (KI), um Munitionsrisiken in der Ostsee zu bewerten. Ein weiteres KI-Projekt beschäftigt sich damit, welches Risiko von Schiffswracks ausgeht und wird ebenfalls in eine north.io-Applikation integriert. Und in einem gemeinsamen EU-Projekt hat das Kieler Unternehmen das Thema „Big Data“-Analysen für Munitionsräumung gemeinsam mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel vorangebracht. Welche Gefahren von den Altlasten im Meer ausgehen, beschreibt der Digitalisierungsminister von Schleswig-Holstein Dirk Schödter:

„Die Munition bedroht den sensiblen Lebensraum Meer. Wenn Wasserbomben verrotten, treten Giftstoffe aus, die das sensible Ökosystem beeinflussen und damit auch den Menschen betreffen. Das Zeug muss raus – die Herausforderung ist groß und gelingt nur in der engen Kooperation zwischen Forschung, Wirtschaft und Politik. Digitalisierung und Zukunftstechnologien wie KI spielen eine zentrale Rolle bei der Untersuchung des Meeresbodens."

Digitalisierungsminister Schrödter informiert sich bei Jann Wendt über den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Munitionsbergung. 
Digitalisierungsminister Schrödter informiert sich bei Jann Wendt über den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Munitionsbergung. 
 

Zukünftige Planungen des Landes zur weiteren Digitalisierung

Wie geht es nun aber beim Kampfmittelräumdienst-SH konkret weiter? Derzeit entwickelt north.io gemeinsam mit Dataport für das Land SH einen kundenorientierten Online-Dienst, mit dem Anfragen beim Kampfmittelräumdienst-SH über das Serviceportal des Landes medienbruchfrei gestellt werden können und die Auskunft über mögliche Kampfmittelbeseitigung eines Grundstücks auf dem gleichen Weg erfolgt. north.io obliegt es dabei das hochspezialisierte Fachverfahren zu programmieren und dahingehend weiterzuentwickeln. Das hieße, dass etwa das Versenden von E-Mails künftig entfallen kann.

Schrödter sieht die Digitalisierung in Schleswig-Holstein insgesamt auf einem guten Weg. Er betont in diesem Zusammenhang die KI-Strategie des Landes.

„Darin haben wir festgehalten, dass sich die Landesregierung bei der Umsetzung der Strategie und bei der Projektunterstützung auf Bereiche konzentriert, in denen Schleswig-Holstein Wettbewerbsvorteile hat.“

Neben der Medizin und den regenerativen Energien sei dies der Maritime Sektor, so Schrödter weiter.

„Darüber hinaus sorgt die digitale Transformation auch dafür, dass Prozessabläufe in der Verwaltung schneller, besser und effektiver werden. Am Digitalstandort Schleswig-Holstein haben wir das Netzwerk und die kurzen Wege zwischen den Akteuren, die technischen Möglichkeiten und die wissenschaftlichen Kompetenzen. Und wir haben Unternehmen wie north.io, die hier einen wichtigen Beitrag leisten“,

betont er.

north. Io ist stolz auf diesen Beitrag, denn: „Durch unser aller Expertise kann heute der Auftrag des Kampfmittelräumdienstes gewährleistet werden“, so Wendt. Er habe das Gefühl, dass north.io seinen Beitrag dazu leisten könne, dass das Land dadurch noch etwas sicherer gemacht werde. „Und das motiviert uns ungemein“, sagt er abschließend.

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